Die Deutsche Schule İstanbul, eine der fundiertesten Schulen in der Türkei, wurde im Jahr 1868 gegründet. Der Bezirk Pera wo sich die Schule befindet war zur gleichen Zeit das Zentrum der sich in Istanbul entwickelnden Fotographie. Einige der bekanntesten Fotostudios wie Abdullah Frères und Sébah & Joaillier befanden sich nur ein paar Schritte von der Schule entfernt.
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Mein Abenteuer im Bereich der Fotographie begann 115 Jahre später in demselben Bereich, also in der Deutschen Schule. Unser Literaturlehrer Haluk Eser war gleichzeitig ein Meister der Fotographie und die Schule besaß eine ausgezeichnete Dunkelkammer. Wir lernten alle Prozeduren, von dem Entwicklungsbad bis zum Abdruck dort. Ich habe niemals die Leidenschaft vergessen, die ich während sich der Abdruck langsam auf dem Papier sichtbar machte gefühlt habe. Nachdem ich lange Jahre mit Computern gearbeitet habe war es wahrscheinlich diese Sehnsucht, die mich wieder zur analogen Fotographie gebracht hat.
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Aufgrund ein paar Zufällen bekam ich die Gelegenheit nach 32 Jahren meines Abschlusses die Fotos der Deutschen Schule für die Ehre des 150. Jahrestags zu machen. Diese Serie mit den Techniken wet collodion (nasses Kollodium) und albumen print (Albumin Papier) die in der Gründungszeit der Deutschen Schule verbreitet benutzt wurden zu machen und mit antiken photographischen Ausrüstungen die aus der selben Zeit bis zum heutigen Tage aufbewahrt wurden, vorzubereiten würde dem Projekt eine andere Perspektive verleihen. Die erste Überraschung des Fotoshootings erlebten wir als wir durch die Tür der Schulen gingen: Mahmut, der vor zweiunddreißig Jahren dort tätig war um uns von dem Schwänzen der Schule abzuhalten war immer noch da, mit einem Unterschied: jetzt ließ er uns nicht in die Schule. Nachdem wir ihn passiert hatten und in der Schule waren startete das Fotoshooting, das in zwei Teilen für dreizehn Tage dauern sollte.
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In den langen Jahren hatte sich vieles an der Schule verändert. Die Klassenräume mit den hohen Decken, die Hörsäle für Physik und Chemie waren alle mit regulären Klassenzimmern umgetauscht. Auch die großen Brettertüren, die ich damals mit einem Fußtritt geöffnet und dafür mir eine Disziplinstrafe eingebüßt hatte waren nicht mehr da. Anstatt der Dunkelkammer war am selben Platz nur noch ein Lagerraum. Die Mädchen Turnhalle war zu einer Mensa umgestaltet, im Dachgeschoss befand sich eine sehr schöne Bibliothek, die Pausen waren kürzer und die Klassenstunden mehr. Zum Glück stand die Aula mit all ihrer Pracht genauso wie früher. Trotz all den Veränderungen hatte die Schule ihren Charakter aufbewahrt. Als ich an den Zimmern der Schulleiter vorbei ging bekam ich immer noch Bauchschmerzen.
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Am Ende des Fotoshootings, das mit verschiedenen Emotionen gefüllt war und welche einer Zeitreise glich haben wir bemerkt, dass wir über hundert positive und negative Glasplatten gemacht haben. Nach einer langen Atelierzeit entstanden sechzehn Albumin Papier Fotos, denen es nicht anzusehen war welcher Zeit sie angehören. Ich hoffe, dass die ehemaligen Schüler und Lehrer der Deutschen Schule die gleichen Emotionen wie ich erleben, wenn sie sich diese Photos ansehen.
Ich danke meiner Assistentin Hande Varsat die während des ganzen Projektes sich genauso viel wie ich bemüht hat; Hava Kaplan, Engin Çalık und den Kollegen von lebriz.com für alle logistischen und technischen Unterstützungen; insbesondere der Türkischen stellvertretenden Schulleiterin Didem Veyisoğlu und Leiter der Schulverwaltung Haldun Soykan und der ganzen Kollegium der Deutschen Schule; Pınar Ervardar, Sema Sevgen und dem Verein der Ehemaligen Schüler der Deutschen Schule İstanbul die bahnbrechend für dieses Projekt waren; Haluk Eser der mir die Liebe für die Fotographie gelehrt hat und alle meine Lehrern der Deutschen Schule; meine Frau Mutlu und mein Sohn Alp herzlichst
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